Eltern, Schüler, Lehrer – ohne Engagement wäre Schule undenkbar

In jeder noch so kaputten Schule gibt es engagierte Menschen, die mit Energie, Freude und Leidenschaft dafür sorgen, dass der Optimismus die Oberhand behält. Lehrer, deren Arbeit bewirkt, dass Kinder jeden Tag gerne in die Schule gehen. Eltern, die das Schulleben mitgestalten – und dem zuständigen Schulamt nötigenfalls mit Briefen und persönlichen Gesprächen auf die Pelle rücken. Last but not least: Schulleitungen, die zwischen Schulentwicklung, Managementaufgaben, Verwaltungsfunktion und – eigentlich nicht vorgesehen – Experten für Schäden am Bau auch noch Ansprechpartner für alle sind.

Am Beispiel zweier Schulen wird deutlich, welche Kraft Engagement in der Bildung entwickeln kann. Und was Fördervereine dazu beitragen.

Der 8. Dezember 2010 war ein Wendepunkt in der Geschichte des Verfalls der Grundschule am Weißen See im Bezirk Pankow. Elternvertreter hatten einen kleinen Adventsbrief geschrieben, dem viele eindrückliche Bilder vom Verfall des Gebäudes beigefügt waren. Besonders erschreckend waren die Bilder vom Lebenskunderaum. War es tatsächlich möglich, dass hier Kinder lernten?

Es war möglich – aber nicht mehr lange. Nach Veröffentlichung der schockierenden Fotos wurde der Raum umgehend gesperrt. Heute ist er saniert. Auch ein Großteil der Fenster, deren Zustand die Eltern dokumentiert hatten, wurde erneuert.

Flure und Klassenzimmer werden von Kindern und Lehrkräften liebevoll gestaltet. Die neuen Fenster sind im Hintergrund gut erkennbar.

Sommer 2015 (23)Sommer 2015 (21)

Eltern haben es in einer Zusammenarbeit mit der German Toilet Organisation geschafft, zumindest in einem Teil der Schule neue Toiletten und Waschbecken einbauen zu lassen.

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Das Bezirksamt zeigte sich großzügig und spendierte eine neue Aula.

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Die Schule hat noch immer einen hohen Sanierungsbedarf, erkennbar für Besucher vor allem im Treppenhaus: Sommer 2015 (6)

Mitglieder des Fördervereins haben in diesem Sommer im wirklich schönen Schulgarten eine Beregnungsanlage eingebaut. In den folgenden regenarmen Monaten dürfte das eine lohnenswerte Investition gewesen sein.
Der Garten wird ganzjährig genutzt. Im Sommer zum Verweilen und für Feste, im Frühjahr zur Saat und im Herbst zur Ernte von Obst, Beeren und Gemüse. Sommer 2015 (40)

Das Thema Schulgarten bewegt auch die Friedenauer Gemeinschaftsschule, wie die seit einigen Jahren bestehende Neugründung seit kurzem offiziell heißt. Als Peter-Paul-Rubens-Schule ist sie heute noch bekannt, und unter diesem Namen war sie auch zwei Mal im Adventskalender zur Lage der Berliner Schulen des BEA Steglitz-Zehlendorf dabei.

2008 machten Elternvertreter im 15. Türchen des Kalenders auf den hohen Sanierungsbedarf aufmerksam. Zwei Jahre später, im Adventskalender 2010 (18.12.), wehrten sie sich gegen das Ansinnen des Bezirksamtes, statt der vorgesehenen 3 bis 4 Züge nun 6 Züge für die neu einzurichtende Gemeinschaftsschule vorzusehen.

Beide Kämpfe wurden verloren. Die Schule musste viel mehr Schüler aufnehmen als ihrer Meinung nach gut war. Die bauliche Situation ist heute dramatisch schlecht. „Alles“, antwortet Grundstufenleiter Axel Junker auf die Frage, was genau sanierungsbedürftig ist, „Strom, Sanitär, Fenster, Heizung, Aula, Dach – einfach alles.“ Dass das Bezirksamt jetzt die Rekordsumme von 30 Millionen Euro für die Sanierung ausgeben will, führt er auf den „vehementen Einsatz“ der Elternschaft und der Schulleitung zurück.

Eltern und Lehrer – eine gemeinsame Marschrichtung gibt es auch in pädagogischen Fragen. „Derzeit setzen wir uns für eine gymnasiale Oberstufe an unserer Schule ein“, berichtet Axel Junker. Wir arbeiten anders als andere Schulen, wesentlich individualisierter. Wir möchten, dass unsere Schüler diese Form des Lernens bis zum Abitur beibehalten können.“ Den Erfolg der bisherigen Arbeit misst der Pädagoge am „starken Zulauf“ mit entsprechend hohen Anmeldezahlen.

Die Einigkeit der Schulgemeinschaft in pädagogischen Fragen macht sich auch im Projekt Schulgarten bemerkbar – das war einer der Gründe, die die Jury des Förderpreises Verein(t) für gute Schule bewogen hat, der Schule einen der mit 5000 Euro dotierten Hauptpreise zuzusprechen.

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In seiner Bewerbung schreibt der Förderverein:

>> Das Ziel ist es, mit diesem Projekt eine Schlüsselbewegung für die ganze Schule zu initiieren. Von Blumen im Klassenzimmer, selbst gemachter  Marmelade aus Fallobst und Schülerfirmen mit Gemüse-Marktstand auf dem Campus, dem Bio-Chemie Kurs für Wasser- und Kornpostaufbereitung bis hin zu einer mobilen Gartenküche mit Kürbis-Suppe können sich die Schülerinnen und Schüler Vieles vorstellen. Wir wollen unsere Wahlpflichtkurse für die Jüngeren und Profiltage für die Älteren entsprechend ausrichten und fest im Schulalltag verankern und ineinander wirken lassen.

Die pädagogischen Ziele:
•    Natur als selbstbestimmter Lern- und Lebensraum
•    Lernen an einem echten Ort und Selbstwirksamkeit erfahren
•    Wirtschaften mit natürlichen Ressourcen
•    Schulentwicklung durch vielfältige Verknüpfung (Pflanzen und Schulkultur, übergreifendes Lernen 1.-10. Klasse am Bsp. Garten, Kooperationen u.v.m.)
•    Kreisläufe der Natur erkennen und beobachten <<

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Informationen zu „Ein Garten für uns“ gibt es auch auf dem Blog der Stiftung Bildung: http://blog.stiftungbildung.com/berlin-ein-garten-fuer-uns/. Das Thema des diesjährigen Förderpreises war die Beteiligung von Kindern und Jugendlichen. Wie die Schöneberger Kinder hier zunächst ein Loch gebuddelt und dann Spenden gesammelt haben für die Gestaltung ihres vernachlässigten Geländes, ist wirklich berührend!

Ein friedvolles Weihnachsfest allen Engagierten in Fördervereinen, Eltern- und Schülervertretungen und den Lehrkräften sowie allen, die dazu beitragen aus ihren Schulen etwas Besonderes zu machen

Daniela von Treuenfels

Beide Fördervereine sind Mitglieder des Landesverbandes schulischer Fördervereine Berlin-Brandenburg e.V.  Dem seit 11 Jahren bestehenden Verband gehören aktuell 648 Fördervereine aus Kitas und Schulen an.

Die Stiftung Bildung wurde 2012 gegründet. Sie setzt sich bundesweit für vielfältige und partizipative Bildung ein, vor allem für eine Beteiligung der Kinder und Jugendlichen in allen sie betreffenden Fragen. Sie stärkt das zivilgesellschaftliche Engagement im Bildungsbereich durch den Aufbau eines bundesweiten Netzwerkes der Kita- und Schulfördervereine und die Unterstützung der Aktiven direkt vor Ort. Ziel der Stiftung Bildung ist Themenanwältin für beste Bildung bundesweit zu sein und Spenden zu Gunsten von Kitas und Schulen einzuwerben.

Daniela von Treuenfels ist Pressesprecherin des lsfb.
Sie gehört dem Gründerkreis der Stiftung Bildung an und auch deren Vorstand. Zu ihren Aufgabengebieten gehört neben der Pressearbeit auch der Förderpreis Verein(t) für gute Schule.