Berliner Schulen sind nicht nur kaputt. Sie sind auch zu klein, das trifft insbesondere auf die Grundschulen zu. Der Ausbau der Ganztagsschulen seit 2004 erfolgte unter Spardruck, bauliche Erweiterungen waren die Ausnahme.
Das Ergebnis ist etwas was sich mit „Käfighaltung“ wohl am treffendsten beschreiben lässt. Die Folgen: Stress, verbunden mit gesundheitlichen Problemen für Kinder und Pädagogen. Fehlende Räume für besondere Lerngruppen und -gelegenheiten. Horte, die aus allen Nähten platzen.
Die Eltern hinter unserem heutigen 19. Kalendertürchen sehen die Chancengleichheit in der Bildung gefährdet. Sie haben deshalb eine Petition gestartet.
Fichtelgebirge Grundschule
Die Fichtelgebirge Grundschule liegt im Südosten von Kreuzberg. Sie hat sich innerhalb der letzten 10 Jahre von einer sogenannten Brennpunktschule zu einer beliebten Schule für alle Kinder und ihre Eltern entwickelt und ist eng mit dem vielfältigen Wrangelkiez verbunden. Doch das Programm der Schule, diese Vielfältigkeit mit Differenzierung und individueller Förderung zu bewahren, ist bedroht. Große Lerngruppen quetschen sich in zu kleinen Räumen, Teilungsräume wurden in Klassenzimmer umgewandelt. Das Aufteilen der JÜL-Gruppen ist damit nur selten und spontan möglich.
Die Zeit der ehrenamtlichen Lesepaten wird verschwendet, weil sie erst mal einen freien Raum suchen müssen. Ein Trainingsraum für das Konfliktmanagement wurde abgeschafft, Rückzug für ruhebedürftige Kinder gibt es nicht mehr. Teile des Unterrichts und die sozialpädagogische Einzelförderung werden auf den Flur ausgelagert, der laut, zugig und dunkel ist.
Der Hort platzt aus den Nähten. Vor 10 Jahren startete das Pestalozzi-Fröbel-Haus sein offenes Angebot mit 80 Kindern, seit diesem Jahr nutzen 277 Kinder das nur wenig erweiterte Platzangebot. In den überfüllten Räumen ist es zu laut, normale Gespräche sind bei durchschnittlich 80 – 85 Dezibel fast unmöglich. Die Erzieher sind gestresst und die Kinder klagen über Kopfschmerzen. Der Ansatz, die besondere Persönlichkeit jedes Kindes zu entwickeln, verliert sich in Chaosverwaltung.
Die Überbelegung der Schulen ist ein stadtweites Problem, genau wie die stockende Umsetzung von Inklusion, der Mangel an Pädagogen, die maroden Gebäude und vieles mehr und es fehlen die Signale, dass sich in der Senatsbildungspolitik grundsätzlich etwas ändert. Aus diesem Grund hat die ElternaktionsAG an der Fichtelgebirge Grundschule eine Petition gestartet, die „Mehr Einsatz für Bildung an Berliner Schulen“ fordert. Es geht um die Grundlagen. Nur wenn die Schulen zukünftig mit genügend pädagogischem Personal ausgestattet sind, wenn kleine Lerngruppen in ausreichenden und barrierefreien Räumen lernen können, wird die Chancengleichheit für alle Schüler*innen garantiert, die der Berliner Senat verspricht. Die Petition ist ein Angebot, die stadtweite Vernetzung von engagierten Eltern und Pädagogen weiter voranzutreiben, gemeinsame Positionen zu entwickeln und diesen im Wahljahr Nachdruck zu verleihen.Ute Lindenbeck und Gisela Bölling
Elternvertreterinnen der Fichtelgebirge-Grundschule, Kreuzberg