6. Dezember | „Die können nichts, da muss man auch nichts machen“

Wie sieht es wohl in einer Amtsstube aus, in der Mitarbeitende auf Durchzug schalten, innerlich emigrieren, oder vor lauter Überforderung krank werden? Was geht in einer Verwaltung vor, die auf Anfragen sehr verzögert oder gar nicht mehr reagiert? Wie ticken Mitarbeitende, die Fragen von Eltern und Schulleitungen einfach nicht beantworten?

Was ist da los, wenn eine Schule Plastikgeschirr ausgibt, weil sich monatelang niemand für die Reparatur des Geschirrspülers zuständig fühlt?

Wir wissen es nicht.

Wie es Eltern ergeht, die mit ständig wechselnden Ansprechpersonen kämpfen, lesen Sie hier. Ein Gutes hat das allerdings: Irgendwer hat immer eine aktuelle Mängelliste parat.

Sehr geehrte Damen und Herren,

die Peter-Frankenfeld-Schule ist die einzige staatliche Förderschule mit dem Schwerpunkt „Geistige Entwicklung“ im Bezirk Steglitz-Zehlendorf.

An dieser Schule werden 85 Kinder mit geistiger Behinderung, teils auch mit schweren Mehrfachbehinderungen unterrichtet. Und diese Kinder stehen natürlich ganz unten auf der Prioritätenliste. Man gewinnt sogar den Eindruck, die Mitarbeiter des Schulamtes, der Berufgenossenschaft und anderer Stellen haben das Gefühl „die können doch eh nichts, da muss man auch nichts machen“.

Wie sonst ist es zu erklären, dass Anfragen der Elternvertretung und sogar des Schulleiters teilweise gar nicht beantwortet bzw. Probleme abgewiegelt und ständig die Zuständigkeiten gewechselt werden.

Wir reden immer über Inklusion, schaffen es aber noch nicht mal eine Förderschule WIRKLICH behindertengerecht auszustatten. Handläufe wurden durch Spendengelder finanziert. Im vergangenen Jahr bekamen die Kinder über Monate Platikbesteck, da niemand in der Lage war, den Geschirrspüler des Caterers zu reparieren, bis schließlich ein Kind eine Plastikgabel zerbiss. Rollstuhlkinder können die Bühne der Aula nicht nutzen, wegen fehlender Rampen und Sicherheitsgitter.

Das größte Problem ist die marode Dachterrasse, durch welche immer wieder Feuchtigkeit eindringt, was zu Schimmelbildung in den Räumen führt. Das ist natürlich für diese besonderen Kinder, welche zum großen Teil ein vermindertes Immunsystem haben, extrem ungünstig…

Die Dachterrasse ist marode, Feuchtigkeit dringt ins Gebäudeinnere.
Die Dachterrasse ist marode, Feuchtigkeit dringt ins Gebäudeinnere.

Das frisch sanierte Therapiebad wurde im Januar wegen Legionellenbefall geschlossen. Es wurde eine Beprobung genommen, die sich in der Auswertung befindet und die Schulleitung ist zuversichtlich noch vor Weihnachten ein Ergebnis und hoffentlich eine Freigabe zu erhalten.

Befinden sich auch Legionellen im Trinkwasser? Vor dem Umbau vor einigen Jahren waren hohe Konzentrationen paradoxerweise besonders in einer geprüften KALTWASSERleitung gefunden worden. Ob und wie eine Testung der damals besonders betroffenen KALTWASSERleitung nach der Sanierung stattgefunden hat haben wir mehrfach ohne Erfolg versucht herauszufinden. Das Gesundheitsamt verwies  uns an das Schulamt, dieses antwortete auch nicht.  Wir wissen also einfach nicht, ob und wo eventuell  Legionellen im Leitungssystem sind und ob Gefahr besteht.

Diese Antwort zeigt sehr schön, wie sich niemand zuständig fühlt und wie Probleme heruntergespielt werden. Wir reden hier von teilweise immunschwachen Kindern, für die eine Ansteckung mit Legionellen verheerende Folgen haben könnte.

Im Folgenden finden Sie die aktuelle Mängelliste. Uns ist es schon fast egal was gemacht wird, wir wären schon dankbar,  wenn überhaupt etwas gemacht wird.

Mängelliste Peter-Frankenfeld-Schule (Stand 13.11.2014)

– undichte, marode Dachterrasse, dadurch bedingt immer wieder Wasserschäden an darunter liegenden Gebäudeteilen und Klassenräumen
– Grundsätzlich mangelnde Reinigung des Schulgebäudes
– Fliesen in den äusseren Treppenhäusern sind zu rutschig, von Herrn Seibel (Unfallkasse) Behandlung mit speziellem Putzmittel erforderlich
– abschliessbarer Unterstand nicht fertiggestellt
– Bühne ist nicht mehr für Rollstuhlfahrer zu nutzen, da kein Geländer und kein Aufgang vorhanden
– bemooste Fluchtwege (seit Meldung 06.05. 2009 trotz schriftlicher Zusage in der Antwort von Hr. H. vom 12.06.2009- es wird zeitnah behoben- noch immer nicht beseitigt)- immer noch ungeklärt
– Unfallgefahr vor der Terrasse des Klassenraumes 21 sowie Raum 40 durch tiefer gelegte Beete auf dem Schulhof
– Desolate Situation der Schülertoiletten (z.B. fehlender Toilettensitz, fehlende Kabinentür). Türen gehen nur nach innen auf (für unsere behinderten Kinder ergeben sich dadurch Gefahren und Probleme im Handling)
– es gibt keine Papierhandtücher auf den Schülertoiletten sondern nur eine alte Handfönanlage. Diese ist problematisch für viele Schüler durch ihre Lautstärke, die als Bedrohung oder schmerzhaft empfunden wird
– Toilettenpapier und Papierhandtücher sind nicht verfügbar, wenn der Hausmeister nicht erreichbar ist
– fehlende Gartenhaustür und Unfallgefahr durch weit hervorstehende Schraube
– mangelnde Barrierefreiheit durch Schwellen an den Terassentüren. Diese sind für einige Hilfsmittel bzw. Rollstühle zu schmal
– Hort: die Eingangstür oben ist meistens abgeschlossen, die dazugehörige Klingel ist nicht hörbar in den derzeitig genutzten Räumen
– Der Hort hat keine eigenen, festen Räume. Dadurch Räumlichkeiten erst ab 15 Uhr nutzbar, Vorbereitungen sind daher unmöglich
– Fehlende Barrierefreiheit während Hort- und Ferienzeiten: Schranke geschlossen und Automatikdoppeltür ausser Betrieb.
– Im Winter völlig unzureichende und verspätete Schneeräumung. Wenn geräumt wird , wird so geräumt, dass Schulbusfahrer Rollstühle nicht ins Schulgebäude bringen können (Schneewall)
– Auf dem gesamten Fußweg zum Schulgebäude befinden sich Schwellen und Unebenheiten, die eine Unfallgefahr darstellen
– Es wurden dieses Schuljahr wieder keine Schulhelfer genehmigt
– Therapiebad nach Sanierung (Januar 2014 abgeschlossen) weiterhin nicht nutzbar wegen Legionellen und defekten Überlaufschienen
– Trotz immer wieder von mehreren Stellen gewünschter Elternmitarbeit/Unterstützung die wir seit 4 Jahren intensiv leisten, erfahren wir keinerlei Transparenz und Kommunikationsbereitschaft seitens der Behörden
– auf dem Schulhof wurden 2 Birken gefällt, was nun fehlenden Schatten bedingt. Dadurch wird der rote Sportboden glühend heiß. Ein Sonnensegel o.ä. ist dringend umgehend erforderlich. Durch Wurzeln wurde der Sportboden an einigen Stellen hochgedrückt, diese Erhebungen stellen eine Unfallgefahr dar

Sportplatz der Frankenfeld-Schule
Sportplatz der Frankenfeld-Schule

– Fahrstuhl fällt immer wieder aus
– Spielsand seit 5 Jahren nicht erneuert worden, Spielplatz ist marode
– neue Wasserboiler sind nicht an den Notaus-Knopf angeschlossen und haben Fehlfunktion (keine automatische Abschaltung)
– Wir sind eine Schule mit vielen schwerstmehrfachbehinderten Kindern (z.B. Anfallsleiden, Sondenkindern, Trachealkanülen etc.). Das Personal der Schule darf keine Medikamente bzw. Notfallmedikamente verabreichen. Es gibt jedoch keine Krankenschwester vor Ort.

mit freundlichen Grüßen

Kerstin Prötzl
Elternvertreterin