Kein Geld und keine Ahnung – aber einen auf dicke Hose machen
Seit 2008 ist die Turnhalle der Karpfenteich-Grundschule geschlossen. Wegen statischer Mängel hatte das Bezirksamt die Nutzung untersagt.
2011 wurde Geld für einen Neubau im Bezirkshaushalt eingeplant. Wiederum zwei Jahre später, im Februar 2013, wurde ein Architektenwettbewerb entschieden. 80 (achtzig!) Büros hatten sich beteiligt. Ein völlig überdimensioniertes Verfahren, finden die Eltern. Zumal außer Vorplanungen bisher nichts passiert ist. Der Baubeginn hat sich mittlerweile auf den Sanktnimmerleinstag verschoben.
Adventsgrüße kommen heute von den entnervten Eltern, die neben ihrer Fassung mittlerweile auch den Glauben an den Willen und die Kompetenz der beteiligten Ämter verloren haben.
Sehr geehrte Damen und Herren,
der Wunschzettel der Grundschule am Karpfenteich in Steglitz / Lichterfelde ist schon ziemlich in die Jahre gekommen: endlich eine neue Turnhalle!
Die alte Halle ist seit 2008 dauerhaft geschlossen. Das heißt im Klartext, alle derzeit an unserer Schule lernenden Kinder von der 1. bis zur 6. Klasse sind noch nie in den Genuss einer schuleigenen Turnhalle gekommen. Mein Sohn wurde 2009 eingeschult und wird also auch in seinem nunmehr letzten Grundschuljahr keine eigene Turnhalle erleben dürfen.
Der Neubau der Turnhalle war bereits im Bezirkshaushalt ab 2011 eingeplant. So war ich fest davon ausgegangen, dass mindestens im letzten Schuljahr mein Sohn noch von einer neuen Halle profitieren kann.
Die Planungen für unsere Halle liegen seit Frühjahr 2014 auf nicht absehbare Zeit auf Eis. Schuld daran sei der Architekt, der nach einem langen Tauziehen mit dem Bezirksbauamt das Handtuch geworfen hatte. Dem voraus gegangen war ein europaweiter Architekten-Wettbewerb, der uns Eltern von Amts Seite immer als großer Vorteil verkauft wurde. Auf der großen Abschlussveranstaltung am 28. Februar 2013 wurden im Ergebnis ca. 80 Sporthallen-Modelle vorgestellt, alle in Modell-Eisenbahngröße gebastelt. Jeder Architekt hatte dafür umfangreiche Planungsunterlagen und Ideen erarbeitet, letztendlich alles für eine einzige Turnhalle, aber für umsonst und wertlos, eine reine Geld- und Zeitvernichtung. Einzig mit dem Sieger aus dem Wettbewerb gab es hingezogene Verhandlungen, langwierige Vorplanungen und in Aussicht gestellte Planungen.
Aus der Ferne betrachtet erwecken die vergangenen 3 Jahre den Eindruck, als ob unter der Regie des Bezirksamtes Steglitz-Zehlendorf noch nie eine Sporthalle gebaut wurde. Aus meiner Sicht sind eine europäische Ausschreibung und ein solcher Architektenwettbewerb absolut überzogen und eine echte Geldvernichtungsmaschine. Offenbar wird das Fahrrad, sprich eine Sporthalle von Amts wegen jedes Mal neu erfunden. Es ist unglaublich, wie verschwenderisch da mit Steuergeldern umgegangen wird. Außerdem erweckt es den Anschein, als ob die massiven Verzögerungen gewollt sind, da die Mittel gebraucht werden, um andere Löcher zu stopfen, bei denen auch vor Jahren viel zu knapp kalkuliert wurde.
Unsere Erst- und Zweitklässler nutzen in den Wintermonaten (zwischen Herbst- und Osterferien) die benachbarte Tennishalle des Tennisvereins für Ball- und Bewegungsspiele, allerdings nur für eine Sport-Doppelstunde pro Woche. Die dritte nach Lehrplan vorgesehene Sportstunde fällt permanent aus. Im Sommer nutzen die Kleinen den nahe gelegenen Park oder den Schulhof für den Sportunterricht, soweit es das Wetter zulässt.
Die Kids ab der 3. Klasse nutzen für jeweils eine Sport-Doppelstunde pro Woche die Carl-Schumann-Sporthalle in der Osdorfer Straße, allerdings nur in den Randstunden, oder am Nachmittag. Die 3. nach Lehrplan vorgesehene Sportstunde wird in den Wintermonaten nicht als Sport unterrichtet. In den Sommermonaten findet, je nach Witterung, der Sport auf dem Schulhof oder im Park statt. Aufgrund der Sondersitutation des auswärtigen Sportunterrichts an der Carl-Schumann-Sporthalle fällt überdurchschnittlich Sportunterricht aus, da diese Stunden wegen des räumlichen Abstands weit schwieriger zu vertreten sind.Die Kids brauchen für den Weg zwischen Schule und Sporthalle zu Fuß eine knappe halbe Stunde. Leider ist der Sportunterricht dadurch ein Stiefkind an unserer Schule. Eine Hallennutzung für den Hort oder für schulische Nachmittags-Aktivitäten (Sport-AGs) ist daher nicht möglich.Für unsere Schule ist die fehlende Halle ein echter Wettbewerbsnachteil, aber da die Schule im Einzugsbereich übernachgefragt ist (jedes Elternteil möchte natürlich einen kurzen Schulweg, den das Kind auch allein zurück legen kann), ist die Wahl der Schule alternativlos. Im Ergebnis haben die Kinder das Nachsehen und spätestens mit dem Übergang auf die weiterführenden Schulen gegenüber anderen Schülern enorme Nachteile im Sportunterricht.
Mein größter Wunsch als Vorsitzende der GEV ist eine praktische Standard-Sporthalle, kein Designer-Stück, kein Versuchs-Modell, kein futuristisches Irgendetwas; dass unser Turnhallenproblem zur Chefsache erklärt wird, dass das Bezirksamt endlich kompetente Mitarbeiter einstellt, die einen Sporthallen-Neubau nicht zum ersten Mal begleiten, dass die Planungsphase sich an dem Ablauf anderer Unternehmen der freien Wirtschaft orientiert und nicht völlig überdimensioniert im Sande verläuft.
Wir brauchen dringend eine eigene Sporthalle an unserem Schulstandort, damit wenigstens nachfolgende Kindergenerationen den Sportunterricht als normal und unkompliziert empfinden. Sport muss zum Alltag unserer Kinder gehören und hoffentlich einen genügenden Ausgleich für die immer längeren Sitzphasen im Unterricht, vor dem PC oder Fernseher schaffen. Sport macht auch später für unsere Kids nur Spaß, wenn sie mit den Mädchen und Jungs aus anderen Schulen mithalten können.
Claudia Specht
GEV-Vorsitzende derGrundschule am Karpfenteich