Beethoven-Gymnasium: Fenster, Elektro, Fassade, Keller… – kaputt

Viele Schulen in Steglitz-Zehlendorf sind um 1900 gebaut worden. Prächtige Häuser, die den Wert der (höheren) Bildung sichtbar machen sollten.

Das Beethoven-Gymnasium in Lankwitz verfällt seit Jahren – und mit ihm auch die Wertschätzung gegenüber der Bildung von Kindern und Jugendlichen sowie gegenüber der Leistung von Lehrerinnen und Lehrern.

 

Aus stolzen Gemäuern werden langsam Ruinen.
Die Wut ist groß bei den Eltern.
Lesen Sie ihre Bestandsaufnahme des Verfalls der Schule ihrer Kinder:

Wenn alles gut geht, wird in unserer Schule 2017 mit der Sanierung der maroden Fenster und der völlig veralteten Elektro-Installation begonnen. An der verfallenden Substanz wird das nichts ändern.

Unser „Kalenderblatt“ für dieses Jahr beschreibt insbesondere die Wasserschäden im Untergeschoss und an der Fassade. Das sind Schäden, die bereits seit Jahren entstehen. Vor zwei Jahren hatten wir den relativ berühmt gewordenen Vorfall, dass sich mehrere Kilo schwere Stuckteile vom Dachüberstand lösten und auf den Schulhof stürzten. Zu Schaden kam nur durch Zufall niemand. Der betroffene Bereich wurde daraufhin gesichert und saniert, die Ursachen – das marode Dach und seine Regenrinnen – wurden allerdings nicht beseitigt. So bilden sich an vielen anderen Stellen der Fassade weiterhin gefährliche Risse.

Die Fassade löst sich auf: Kiloschwere Teile sind schon in den Hof gefallen. Feuchtigkeit dringt ins Gebäude ein.
Baubeginn: unbekannt

 

Ins Untergeschoss der Schule dringt ebenfalls Wasser ein. Die Außenwände des Kellers sind teilweise so morsch, dass man sie quasi mit der Hand abgraben kann. Kritische Bereiche wie die Decke in der Mädchentoilette und im ehemaligen Kohlenkeller wurden nur provisorisch abgestützt. In diesem Bereich liegen auch wichtige Versorgungsanschlüsse.

Mädchentoilette im UG: Stützen tragen die nicht mehr selbsttragende Decke.
Mädchentoilette im UG: Stützen tragen die nicht mehr selbsttragende Decke.

 

Unsere Schule hat SIWA-Mittel (3,2 Mio. Euro) in Aussicht gestellt bekommen. Diese Mittel sollen zur Sanierung der Fenster und der Elektroinstallation verwendet werden. Beide Bereiche befinden sich in einem katastrophalen Zustand. Da bereits Fenster aus ihrer Verankerung gefallen sind, wurden inzwischen alle Fenster „gesichert“, d.h. in vielen Fällen dauerhaft verschlossen. Das Klima in den Klassen ist entsprechend. Aussage des Baustadtrats von Steglitz-Zehlendorf (Herrn Karnetzki) auf der letzten BVV vor den Sommerferien: „Nur weil es ein Fenster ist, muss man es ja nicht öffnen können.“

Dasselbe Bild zeigt sich im ehemaligen Kohlenkeller: Mehr Stützen als im Untergrund von Venedig. Baubeginn: unbekannt
Im ehemaligen Kohlenkeller: Mehr Stützen als im Untergrund von Venedig.
Baubeginn: unbekannt

 

Die Elektroinstallation ist mehrere Jahrzehnte alt und kann mit dem gestiegenen Strombedarf z.B. durch Geräte in den naturwissenschaftlichen Fächern, Computer und Smartboards in vielen Klassen nicht mithalten. Dadurch werden Stromleitungen regelmäßig überlastet.

So schön das versprochene Geld ist, so sehr hapert es an der Planung und Durchführung der Baumaßnahmen. Da der Bezirk allein über ein Jahr benötigte, um entsprechende Stellen im Hochbauamt nachzubesetzen (September 2014 bis Ende 2015), gibt es noch nicht einmal ansatzweise ein Konzept. Da der finanzielle Bedarf allein der Elektrosanierung auf insgesamt 8 Mio. Euro geschätzt wird, wird nun erst einmal gerätselt, wie man das Geld sinnvoll zwischen Kabeln und Fenstern verteilen kann. Außerdem wird sich bei dieser Bausumme eine europaweite Ausschreibung nicht vermeiden lassen, die das Bauamt Steglitz-Zehlendorf nach eigener Aussage aber mangels Fachkunde nicht durchführen kann. Daraus ergibt sich ein Baubeginn frühestens 2017. Ob das Geld dann noch da ist, weiß niemand, ob noch mehr verfügbar sein wird schon gar nicht. Nur die Schäden, die bleiben. Und bis zum Baubeginn ist die Schule weiter zum Improvisieren gezwungen. Die jahrzehntelange Vernachlässigung der öffentlichen Gebäude rächt sich nun. Die Mehrzahl der Klassenräume kann eigentlich nach gesundheitlichen Maßstäben nicht mehr zum Unterrichten genutzt werden. Wenn sich die Lage nicht absehbar bessert, werden Räume geschlossen werden müssen. Und das in einem der wohlhabendsten Bezirke Berlins!

Thorsten Pinkert
Vorsitzender der Gesamtelternvertretung