Die Schülervertretung des Fichtenberg-Gymnasiums engagiert sich mit einer Demonstration für ihr Schulgebäude:
Heute versammelten sie sich gemeinsam mit einigen Lehrkräften und Eltern mit Plakaten und Unterschriftenlisten auf dem Hermann-Ehlers-Platz , um die Steglitzer Bevölkerung über den Zustand ihres Schulgebäudes und den Sachstand zu informieren und Unterschriften für den Einwohnerantrag an die BVV zu sammeln.
Es berichtet: Schülervertreterin Lisa Rosenbaum.
Sehr geehrte Damen und Herren,
Heute, am 13.12.14, haben Schüler*innen, Lehrer*innen, Schulmitarbeiter*innen und Eltern der Fichtenberg-Oberschule auf dem Hermann-Ehlers-Platz lautstark auf sich aufmerksam gemacht.
Die Fichtenberg-Oberschule (liebevolle Abkürzung der Schulgemeinschaft: „Fichte“) liegt in der Rothenburgstraße in Steglitz und beherbergt momentan über 700 Schüler, unter denen auch blinde sowie sehbehinderte Schüler sind. Ich selbst bin dort Schülerin und besuche gerade die Qualifikationsphase 3 zum Abitur, d. h. dass ich im Sommer nächsten Jahres mein Abitur ablegen werde.
Nun zu dem Anlass, weshalb sich am heutigen Vormittag um 13.00 Uhr Vertreter unserer Schulgemeinschaft versammelt haben und mit Schildern, Plakaten, Transparenten, Collagen und Stimmen für Furore sorgten:Unser Schulgebäude zerfällt und es gibt kein Geld vom Bezirk Steglitz-Zehlendorf, um daran etwas zu ändern.
Dieses Schuljahr wurde großflächig der Putz von der Fassade abgeschlagen, da die Gefahr bestand, dass sonst Teile der Außenfassade auf vorbeigehende Personen herabfiele. Zurzeit werden circa 90 Prozent des Putzes an der Fassade nur von der darüber aufgetragenen Farbe getragen. Putzflächen, die zu locker waren, wurden abgeschlagen, sodass unsere Schule nun aussieht wie ein „Schweizer Käse“ (Rainer Leppin, Schulleiter der Fichte). Zudem wurde das Gebäude einmal drum herum eingezäunt, um zu verhindern, dass eventuell doch herunterfallender Putz keine Schüler*innen oder Lehrer*innen trifft. Dieser Zustand hat mehrere Konsequenzen für uns als Schule:1.) Unsere blinden und sehbehinderten Schüler*innen sowie Mitarbeiter*innen haben große Probleme einen sicheren Schulweg wie Schulalltag zu bewältigen, da die aufgebauten Bauzäune den zur Verfügung stehenden Platz erheblich eingrenzen. Blinde sowie Sehbehinderte brauchten deshalb ein neues Mobilitätstraining, um sich nur ansatzweise an die neue Situation zu gewöhnen. Doch bis heute stellen die aufgestellten Zäune und die dadurch verursachte Platzeinschränkung und -behinderung ein gravierendes Hindernis für unsere gehandicapten Mitschüler*innen und Mitarbeiter*innen dar.
2.) Große Teile der Außenfassade sind abgeschlagen- und nu´? Erst einmal wird nichts passieren. Der Bezirk kann kein Geld zur Verfügung stellen, damit es eine Sanierung der Fassade geben kann. Solange nichts passiert wird es jedoch so sein, dass das blanke Gemäuer frei liegt und man kann momentan nicht abschätzen welche Folgeschäden daraus vielleicht entstehen könnten, denn der wahre Winter mit Frost und Schnee steht erst vor der Tür.Eine weiterer großer Baumangel an unserer Schule sind die Fenster.
Ein Großteil der Fenster ist marode, undicht und /oder defekt. Manche Fenster lassen sich gar nicht mehr schließen und auch wenn sie geschlossen sind, sind sie teilweise so undicht, dass der Wind durch den Klassenraum zieht und Schüler*innen und Lehrer*innen im Unterricht frieren und deshalb die Heizung bis aufs Maximale aufdrehen. Dies hat zur Folge, dass es im Raum wärmer ist, jedoch die Heizleistung sowie -kosten enorm steigen. Ironischer Weise wurde die Fichtenberg-Oberschule in den letzten Jahren immer wieder als „Klimaschule“ ausgezeichnet- dies liegt aber nicht daran, dass das Schulgebäude so effizient ist, sondern dass Lehrer*innen und Schüler*innen verschiedenste Projekt zum Schutz der Umwelt und zum Stopp der Klimaerwärmung erarbeitet hatten. In unserer Schule gibt es deshalb ein großes Umweltbewusstsein und die Einstellung, für die Umwelt und gegen die Klimaerwärmung so viel wie möglich zu tun. Dieses Bewusstsein wird leider blockiert, da wir zurzeit einfach keine andere Wahl haben, denn erfrieren wollen wir auch nicht.Die dritte und vorab letzte Baustelle an unserer Fichte ist der Dachstuhl.
Im Dachstuhl gibt es erhebliche Statikprobleme, weshalb unsere Aula momentan leider auch gesperrt ist, weil noch nicht feststeht, inwiefern diese auch von den statischen Problemen betroffen ist.Für die Sanierung des Dachstuhls stellt der Bezirk Steglitz-Zehlendorf im Jahr 2015 600.000 Euro zur Verfügung.
Ein Kostenvoranschlag für die Sanierung von Dachstuhl, Fenstern und Fassade umfasste 5,4 Millionen Euro.Wir fordern nun von der Bezirksverordnetenversammlung die zeitnahe und umfassende Bereitstellung der benötigten Gelder für die Sanierung von Putz, Fenstern sowie Dach und die Veröffentlichung eines konkreten Zeit- und Ablaufplans!
In den letzten Wochen haben der Schulleiter der Fichtenberg-Oberschule, Rainer Leppin, Eltern, Lehrer*innen, Schulmitarbeiter*innen und Schüler*innen unermüdlich gekämpft, damit sich an unserer Situation etwas ändert. Es wurden Sprechstunden von den Bezirksstadträten Herrn Karnetzki (Immobilien und Verkehr) und Frau Richter-Kotowski (Bildung, Kultur, Sport und Bürgerdienste) sowie vom Bezirksbürgermeister Herrn Kopp besucht, Einwohneranfragen an die Bezirksverordnetenversammlung von Steglitz-Zehlendorf gestellt und öffentliche Auftritte in der Presse wahrgenommen.
Der bisherige Höhepunkt war jedoch unsere gemeinsame Demonstration auf dem Hermann-Ehlers-Platz heute, im Zuge derer wir ebenfalls Unterschriften für einen momentan laufenden Einwohnerantrag gesammelt haben. 1.000 Unterschriften brauchen wir von der Steglitz-Zehlendorfer Bevölkerung, damit sich die Bezirksverordnetenversammlung noch einmal mit unserer Situation beschäftigt und die oben genannten Forderungen wenigstens zur Kenntnis nimmt. Das Interesse und die Unterstützung der Bürger*innen war positiv und wir konnten eine große Menge an Unterschriften sammeln. Viele Passanten waren entsetzt über den Zustand unseres Schulgebäudes und die fehlende Bereitschaft des Bezirkes, dagegen etwas zu unternehmen.
Unser Schulgebäude zerfällt, doch wir als Schulgemeinschaft rücken nur näher zusammen. Aktionen wie heute, wo wir merken, dass wir Unterstützung von der Steglitz-Zehlendorfer Bevölkerung bekommen, gibt uns Kraft weiterzukämpfen bis sich etwas ändert.
Und hiermit noch einmal ein großes Dankeschön an all unsere Unterstützer!So wie es zurzeit ist, kann es nicht bleiben! Wir stecken in einem Sanierungsstillstand, der noch lang anhält, wenn nicht zeitnah etwas geschieht! Wir sind sehr stolz auf unsere langjährige Tradition als inklusive Schwerpunktschule von Blinden und Sehbehinderten, doch sehen wir das als gefährdet an, wenn sich an der baulichen Situation nichts ändert! Die Integration und Inklusion von blinden sowie sehbehinderten Schülern*innen eventuell in Zukunft nicht mehr leisten zu können, weil das Schulgebäude nicht mehr sehbehindertengerecht ist, wäre ein riesiger Schritt nach hinten und einfach nur traurig für unsere Gesellschaft!
Wir fordern von den Bezirksverordneten von Steglitz-Zehlendorf die zeitnahe und in ausreichendem Maße zu erfolgende Bereitstellung der Gelder für die Sanierung von Putz, Fenstern und Dach der Fichtenberg-Oberschule und die Aufstellung sowie Veröffentlichung eines zeitlichen Ablaufplans!
Meine Fichte fällt! Und Deine?
Lisa Rosenbaum, Schülerin der Fichtenberg-Oberschule
Die Weihnachtsfeier der Schule am 19. Dezember muss wegen der Sperrung der Aula nach draußen verlegt werden. Besinnlich und festlich wird es also, soweit das möglich ist, von circa 11.30 Uhr bis 13.30 Uhr auf der Rothenburgstraße zwischen Waetzoldstraße und Am Fichtenberg.
Fraglich ist damit auch, ob die Veranstaltung des BEA – Diskussion über den Zustand der Schulgebäude und Lösungsmöglichkeiten – in der Aula stattfinden kann. Ein Gutachten soll Klarheit schaffen.
Fotos von der Demo am Ehlers-Platz gibt es auch hier:
https://sharegallery.strato.com/u/Af_yIuP1/LxiTPmDZ
Dieser Beitrag ist eine Aktualisierung. Am 13. Dezember wurde hier zunächst die Ankündigung der Demonstration veröffentlicht.