Vintage Computing unter erschwerten Bedingungen

Was Sie im Bild oben sehen, ist ein Commodore 2001. Nach dem Apple I war er 1977  der „weltweit zweite für Privathaushalte erschwingliche und in Serie hergestellte persönliche Computer (PC)“.  (Wikipedia) Heute steht das gute Stück im Computerraum der Gail Halvorsen Sekundarschule in Dahlem.

Wow. Ein echtes Stück Technikgeschichte! Wirklich beeindruckend. Dumm nur, dass die anderen Lehrgeräte im Computerraum auch, nun ja, ziemlich retro aussehen.

Fangen wir von vorne an: Die Gail Halvorsen Schule beschwerte sich im Rahmen der BEA-Aktion „Bildungshunger“ 2007 (leider nicht online verfügbar) über ihren desolaten Schulhof und marode Sportflächen. Damals hieß die Schule in Dahlem noch Alfred-Wegener-Realschule. Nach der Fusion mit der Beucke Realschule wurde sie zunächst zur 9. ISS, seit zwei Jahren trägt sie den Namen eines US-amerikanischen Rosinenbomber-Piloten.

„Seit Jahren gammelt der Schulsporthof vor sich hin“, schrieb vor acht Jahren Elternvertreter Uwe Netzel. „Natürlich wurde er längst aus Sicherheitsgründen gesperrt. Auch die nicht gesperrten Hof- und Sportflächen sind gefährlich, denn seit Jahren weigert sich der Bezirk, die Verkehrssicherheit durch Wartung und Reinigung zu erhalten bzw. wieder herzustellen. Folge sind immer wieder Stürze auf den seifenglatten Flächen. Deshalb laufen die Schülerinnen und Schüler jetzt in den umliegenden Straßen, ein Schüler sperrt die Fahrbahn, die anderen nutzen den (natürlich!) guten Asphalt als Laufstrecke…“

Die bereits zugesagte Sanierung der Außensportanlage sollte im Zuge des Neubautrakts der Schule schon 2013 umgesetzt werden, passiert ist das leider nicht.

So steht es in einer Auflistung, die Eltern und Schulleitung erst in diesem Frühjahr  an das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf geschickt haben.  Das Protokoll eines Schulrundgangs verdeutlicht: Die Gail Halvorsen Schule hat mehr Probleme als „nur“ einen kaputten Sportplatz.

 

Ausgangssituation

Bei einer gemeinsamen Begehung des Schulgeländes und der Außenanlagen der Gail S Halvorsen Schule durch Herrn Händschke (amtierender Direktor – der Schulleitungsposten ist seit zwei Jahren vakant), Herrn Glock (Mitglied GEV und Vertreter beim BEA) und Herrn Wendt (GEV- Vorsitzender), wurden die aktuellen baulichen und ausstattungstechnischen Brennpunkte zur Weiterleitung an die Bezirksstadträtin identifiziert.

1    Technische Anbindungen

Alle Schulräume der Gail S Halvorsen Schule wurden mittlerweile mit Smartboards ausgerüstet. Des Weiteren befinden sich in den Klassenräumen je ein Desktopcomputer. Die Haustechnischen Installationen (Internet Zuleitung, IT-Netzwerk, Stromversorgung, Absicherungen im Hausnetz) sind ein „gewachsenes“ System, welches dringend an den aktuellen Stand der Technik angepasst werden muss, bzw. entsprechend geprüft werden sollte.

1.1    Aufrüstung der allgemeinen Stromversorgung (Leitung + Sicherungen)

Bereits die allgemeine Stromversorgung birgt Gefahren. So ist der mit PC- Arbeitsplätzen ausgestattete PC Raum mangelhaft abgesichert, so dass es bei einem Neustart der eingeschalteten Rechner zum Herausspringen der Gesamtsicherung kommt. Dies und weitere potenzielle Schwächen gilt es zu überprüfen.

1.2    Einbindung der Verwaltungsrechner in ein Netzwerk

Die in der Schuladministration bestehenden Rechner sind, wie schon bei der Begehung 2013 festgestellt, immer noch nicht miteinander vernetzt. Alle diesbezüglich verursachten Probleme bestehen also weiterhin und erschweren die Arbeitsabläufe immens. Die in einem Kellerraum der Schule aufgefundenen Server sind allesamt nicht betriebsbereit, komplett veraltet und nicht wieder zu aktivieren. Hier ist dringender Ersatz geboten, in geeigneter Weise (mit entsprechenden Freigaben zur Speicherung von Daten der Fachbereiche und der Lehrer) zu installieren und in das Netzwerk zu integrieren. Sämtliche, aktive Netzwerk-komponenten genügen nicht den aktuellen Bandbreitenanforderungen. Die Funktion des gesamten Systems bedarf einer grundsätzlichen, fachmännischen Prüfung sowie der Dokumentation der Verkabelung der Netzwerktechnik, um bei eventuellen Systemausfällen schnell und gezielt vorgehen zu können.
Der in einem weiteren Serverraum aufgestellte (eGovernment) Server ist komplett unbrauchbar, da die Zugangspasswörter durch die IT-Stelle des Senats nicht heraus gegeben werden. Ferner fehlt hier das zur Aufstellung der Geräte zugrunde gelegte Nutzungskonzept inklusive regelmäßiger IT-Betreuung in Gänze. Das Alter der Geräte lässt ebenfalls die Vermutung zu, das hier ein Austausch zu erfolgen hat.
Bezüglich eines kostensparenden, einheitlichen Zugangs zum Internet regen wir Gespräche mit der Firma Kabel Deutschland an, die nach ersten Sondierungen bereit wäre, eine durchgängige Lösung für alle Schulen im Bezirk Steglitz-Zehlendorf anzubieten.

2    Bauliche Instandsetzung

Der bauliche Zustand des Schulgebäudes der Schule hat sich seit 2013 weiter verschlechtert und beeinträchtigt und/oder gefährdet an vielen Stellen den sicheren Schulbetrieb.

2.1    Überarbeitung des gesamten Oberlichtsystems

Die Lichtsituation im gesamten Altbaubereich bedarf einer Überprüfung. Teilweise ist die durchgängige Funktionsfähigkeit des Systems nicht gewährleistet; in der dunklen Jahreszeit oder in den Abendstunden sind die Gänge nicht ausreichend nach DIN beleuchtet.

2.2    Bauliche Überholung der Aula

Die Aula ist im Ganztagsbetrieb, zu besonderen Anlässen, für Arbeitsgemeinschaften und Konferenzen ein hochfrequent genutzter Raum. Es ist im Status Quo nicht möglich, diesen Raum ausreichend zu heizen, zu beleuchten und die fest installierten, technischen Anlagen ohne große Vorlaufzeiten zu nutzen. Als unüberwindbares Problem stellt sich die schlechte Akustik dar: menschliche Stimmen werden so stark gedämpft bzw. interferieren,  daß Kommunikation selbst über geringe Distanzen per Mikrofon stattfinden muß. Die Aula inklusive der Beschallungsanlage bedarf deshalb dringend der sachverständigen Begutachtung mit dem Ziel, bauliche/technische Veränderungen herbeizuführen, die die o.a. Probleme beseitigen und die uneingeschränkte Nutzung ermöglichen. Wünschenswert in diesem Zusammenhang wäre auch die Anschaffung von Stauschränken für Instrumente und Kulissenelemente für Theater- und Musik-AG´s.

Schön, aber laut: die Aula.
Schön, aber laut: die Aula.

2.3  Schallsituation in Räumen und Gängen

Der allgemeine Lärmpegel in Klassen-, Fachräumen und den Gängen ist aufgrund der baulichen Gegebenheiten (Deckenhöhe, Bodenbelag) enorm hoch und erschwert den Unterricht für die Lehrkräfte sowie Schüler unnötig. Einfache, kostengünstige Lösungen, wie das Abhängen der Decke genügen nicht brandschutztechnischen Bestimmungen. Eine andere bekannt gewordene Möglichkeit wäre der Einbau von Absorbern. Wir bitten um umgehende Prüfung dieser und eventuell weiterer existenter, technischer Möglichkeiten zur Beseitigung der geschilderten, akustischen Probleme.

2.4 Umsetzung der bereits zugesagten Außensportanlage

Die bereits zugesagte Sanierung der Außensportanlage sollte im Zuge des Neubautrakts der Schule schon 2013 umgesetzt werden, passiert ist das leider nicht. Wir regen daher weiterhin die Umgestaltung der Kugelstoßanlage in z.B. eine Kombination aus Kugelstoßanlage, Weitsprunganlage und Beachvolleyballfeld an. Diese Maßnahmen würde zum einen in den Pausenzeiten eine weitere attraktive Möglichkeit bieten, um den hohen Bewegungsdrang einer großen Anzahl von Schülern zu befriedigen und zum zweiten die überschaubaren Möglichkeiten des Sportunterrichts vor Ort verbessern helfen.
Zur Realisierung ist hier in jeder denkbaren Konstellation jedoch die Sanierung des Grundstückzauns (verbunden mit einer Erhöhung der Zaunanlage zur Sicherung der Bälle bei entsprechenden Anlässen im Sportbereich Siehe 2.5).
.
2.5 Installation eines höheren Grenzzauns und Sanierung diverser Zaunanlagen und Geländer

Die Höhe der Außenzäune ist nicht ausreichend, um den Verbleib von Spiel- und Sportmaterial auf dem Gelände zu garantieren. Mitunter sind schon Bälle auf Nachbargrundstücke gefallen oder haben Passanten getroffen. Dies führte  zu einem Verbot bestimmter Ballsportarten und Einschränkung der Pausen.
Die Holzeinfassungen und Geländer auf dem Schulgelände sind überwiegend morsch. Der Grundstückszaun ist mittlerweile so stark verrottet, daß er aus haftungstechnischen Gründen und zur Vermeidung von Unfällen mit Bauzäunen abgesichert werden musste!
Das Mauerwerk ist durchfeuchtet und verliert beständig an Putz, so daß sich die Kosten für die unumgängliche Sanierung bei weiterer Vernachlässigung exponentiell entwickeln werden. Nachfolgend einige aktuelle Fotos vom Ist-Zustand:

IMG_2208

IMG_2203

IMG_2201

IMG_2200

3    Ausstattungen in Fachbereichen

3.1    Standard schaffen für WAT und Werkstätten

Die Ausstattung der WAT-Räume ist komplett veraltet und stark abgenutzt, der Bodenbelag bedarf der dringenden Erneuerung. Zusammen mit dem Austausch der Jahrzehnte alten Werkbänke und des teils kaputten Mobiliars könnten wieder mehr Schüler für den WAT-Kurs gewonnen werden, der jetzt unter improvisierten, mangelhaften Umständen stattfinden muß.

3.2    Küchenupdate für das Fach Arbeitslehre

Die komplette Küche ist dringend zu erneuern. Die 30 Jahre alte Möblierung ist dementsprechend beschädigt, Schränke aufgeweicht und verzogen, Arbeitsplatten abgenutzt, elektrische Geräte veraltet bzw. nur noch teilweise nutzbar. Die gesamte Zu-    und Abwasserinstallation im Küchenbereich muss dringend saniert werden einschließlich  der Prüfung der elektrischen Anlage. Der Fussboden der Küche ist wellig, rissig und muss ebenfalls komplett erneuert werden.

RESÜMEE:

Wie man aus den vorstehenden Anzeigen schließen kann, besteht an der Gail S. Halvorsen-Schule zum Teil erheblicher, über Jahre hinweg angestauter Sanierungs- und Investitionsbedarf. In Anbetracht der neuerlichen, finanziellen Anstrengungen des Senats, den Bezirken wieder mehr Geld durch kurz- und langfristige Förderprogramme für Schulen zur Verfügung zu stellen, gehen wir davon aus, daß auch in unserer Schule zumindest die dringendsten Probleme zeitnah gelöst werden.
Wir bieten Ihnen diesbezüglich bei Interesse sehr gerne die erneute, gemeinsame Begehung der Schule an, freuen uns aber in jedem Fall auf Ihre Antwort.

Mit freundlichen Grüßen

 

Nachhaltig stutzig gemacht haben uns  die Beschreibungen der IT-Infrastruktur und der Computerausstattung. Die Eltern beklagen den seit einigen Jahren nicht mehr existenten IT-Betreuer. „Zwei Lehrerinnen mit autodidaktischen Kenntnissen ermöglichen Informatik-Unterricht auf Basis-Niveau“, berichten sie.
Immer den Kabeln nach – wir haben uns die Netzwerktechnik und die Computer der Halvorsen-Schule angesehen.
Eine Fotodokumentation.

Server sind empfindliche Geräte. Und müssen sicher verwahrt werden. Datenschutz und so. Nr. 1 wird durch eine schöne Holztür gesichert.
Server sind empfindliche Geräte. Und müssen sicher verwahrt werden. Datenschutz und so. Nr. 1 wird durch eine schöne Holztür gesichert.

 

Hinter der Hochsicherheitstür befindet sich ein Server-Rack, welches  einen  DSL- Router, einen Netzwerk - Switch und zwei nicht betriebsbereite Server beherbergt.
Hinter der Hochsicherheitstür befindet sich ein Server-Rack, welches einen DSL- Router, einen Netzwerk – Switch und zwei nicht betriebsbereite Server beherbergt.

 

Server Nr. 2 im Keller des Altbaus: Ein Gerät aus der Zeit des kürzlich eingestampften Senatsprojekts eGovernment@school. Er läuft - nur seinen hauptsächlichen Daseinszweck erfüllt er nicht. Die Rechner der Verwaltung, also Schulleitung, Sekreteriat, etc, sind nicht miteinander vernetzt. Die Mitarbeiter können also nicht auf Dokumente, die auf dem Server gespeichert werden könnten, zugreifen.
Server Nr. 2 im Keller des Altbaus: Ein Gerät aus der Zeit des kürzlich eingestampften Senatsprojekts eGovernment@school. Der Server läuft – nur seinen hauptsächlichen Daseinszweck erfüllt er nicht. Die Rechner der Verwaltung, also Schulleitung, Sekreteriat, etc, sind nicht miteinander vernetzt. Die Mitarbeiter können also nicht auf Dokumente, die auf dem Server gespeichert werden könnten, zugreifen.

 

Der 19“ Netzwerkschrank im Keller des Neubaus. Super Teil -) Er vernetzt die Rechner im Neubau und ist mit den im Altbau vorhandenen aktiven Netzwerkkomponenten verbunden., ein Lichtblick, welcher durch das im nächsten Bild zu erkennende Puzzlestück der GSH- Netzwerktechnik getrübt wird.
Der 19“ Netzwerkschrank im Keller des Neubaus. Super Teil -) Er vernetzt die Rechner im Neubau und ist mit den im Altbau vorhandenen aktiven Netzwerkkomponenten verbunden., ein Lichtblick, welcher durch das im nächsten Bild zu erkennende Puzzlestück der GSH- Netzwerktechnik getrübt wird.

 

Ein 19“ Netzwerkschrank, sorry kein Schrank, hier wurde die offene Bauweise gewählt ;-). Diesmal im Kopierraum. Der Eimer mit dem Wischwasser sollte hier besser nicht umfallen.
Ein 19“ Netzwerkschrank, sorry kein Schrank, hier wurde die offene Bauweise gewählt ;-). Diesmal im Kopierraum. Der Eimer mit dem Wischwasser sollte hier besser nicht umfallen.

 

Noch ein 19“ Netzwerkschrank als Teil der strukturierten Gebäudeverkabelung und der hier angebundenen Netzwerksteckdosen anliegender Räume. Die Steckdose ist ein wenig schlecht versteckt - eine Provokation für naseweise Schüler, die gerne mal den Saft abdrehen und dadurch das Netzwerk teilweise lahmlegen.
Noch ein 19“ Netzwerkschrank als Teil der strukturierten Gebäudeverkabelung und der hier angebundenen Netzwerksteckdosen anliegender Räume. Die Steckdose ist ein wenig schlecht versteckt – eine Provokation für naseweise Schüler, die gerne mal den Saft abdrehen und dadurch das Netzwerk teilweise lahmlegen.

 

Der Musikraum der Schule. Ehemals der Computerraum. Deswegen steht hier: ein Server. Nutzen: unklar, wobei sich bei weiteren Recherchen herausstellte, dass dies wohl der zentrale File- Server der Schule zu sein scheint. Es gibt noch mehr Räume, die vormals als Computerräume genutzt wurden. In allen brummen aktive Netzwerkkomponenten mit teils unklarem Nutzen recht laut vor sich hin. Irgendwie funktioniert das Netzwerk, aber ordentlich durchdacht, strukturiert und den aktuellen Anforderungen entsprechend, ist es wohl nicht.
Der Musikraum der Schule. Ehemals der Computerraum. Deswegen steht hier: ein Server. Nutzen: unklar, wobei sich bei weiteren Recherchen herausstellte, dass dies wohl der zentrale File- Server der Schule zu sein scheint. Es gibt noch mehr Räume, die vormals als Computerräume genutzt wurden. In allen brummen aktive Netzwerkkomponenten mit teils unklarem Nutzen recht laut vor sich hin. Irgendwie funktioniert das Netzwerk, aber ordentlich durchdacht, strukturiert und den aktuellen Anforderungen entsprechend, ist es wohl nicht.

 

Der Computerraum der Schule. Natürlich steht auch hier aktive Netzwerktechnik. Wir haben dennoch nur Augen für die Ausstattung im Vintage-Look.
Der Computerraum der Schule. Natürlich steht auch hier aktive Netzwerktechnik. Wir haben dennoch nur Augen für die Ausstattung im Vintage-Look.

 

Diskettenlaufwerke! Ist doch schön, dass die Kinder in der Schule lernen, womit wir früher gearbeitet haben. Die Schule hat übrigens Laptop-Klassen. Die Apple-Geräte, die pr Stück 1300 Euro kosten, bezahlen die Eltern.
Diskettenlaufwerke! Ist doch schön, dass die Kinder in der Schule lernen, womit wir früher gearbeitet haben.
Die Schule hat übrigens Laptop-Klassen. Die Apple-Geräte, die pro Stück 1300 Euro kosten, bezahlen die Eltern.

 

Natürlich ist nicht alles doof in der Halvorsen Schule.
Ein kleiner Eindruck von der Sonnenseite:

SAMSUNG CAMERA PICTURES

/Daniela von Treuenfels