Schichtbetrieb in der Mensa: Guten Appetit, Ihr habt 5 Minuten!

Modulare Ergänzungsbauten – die Provisorien, die jetzt an vielen Standorten auf Schulhöfe und andere freie Flächen geworfen werden, bringen unangenehme Nebenwirkungen mit sich:

Es entstehen zwar neue Klassenräume. Aber für nötige weitere Ergänzungen fehlt den Bezirken das Geld. In unserem heutigen 22. Türchen geht es um fehlende Essplätze in der Schulmensa.

Guten Appetit, Ihr habt 5 Minuten!

Seit einen Schuljahr hat die Karlshorster Richard-Wagner Grundschule einen Modularen Ergänzungsbau (MEB). Die musikbetonte Grundschule hat damit schlagartig 12 neue Klassenräume bekommen. Neue Räume, mehr Platz, modernes Gebäude, alles wunderbar. Stopp! Nicht ganz.

Mit den neuen Räumen kamen auch viele neue Schüler in die Schule, denn nicht nur in Pankow, sondern auch in Lichtenberg drängen „auf einmal“ ganz viele Kinder in die Grundschulen.

Und diese Kinder brauchen ja nicht nur einen Platz zum Lernen, sondern auch einen zum Spielen und zum Essen. Und da liegt die Krux. Denn das hatte irgendwie bei der SenBJW und bei SenFin niemand berechnet. Die Logik, stelle 12 neue Klassenräume hin und damit ist dann genug Platz für alle und alles da, ist schon nach wenigen Tagen nicht aufgegangen.

An jeder Berliner Grundschule gibt es eine Mittagessenversorgung. Sehr gut. Aber, was nützt das beste Essen, wenn die Kinder keine Zeit haben es in einer dem Essen zuträglichen Atmosphäre zu sich zu nehmen.

Die Richard Wagner Grundschule hat seit eh und je ca. 90 Essplätze in ihrem DDR-Platten-Hauptbau. Was nun, wenn es mehr Esser werden? Wenn Kinder länger vom MEB zum Essensraum laufen müssen? Wenn sowieso an der Essenausgabe angestanden wird? Ergebnis von Allem: die Kinder schlingen und würgen ihre Haupttagesmahlzeit hinunter. Na Dann: Guten Appetit!

Der Schulleiter Herr Wolf reagierte damals schnell und verlegte nach wenigen Tagen den täglichen Schulbeginn um zehn Minuten vor, um so wenigsten etwas Zeit fürs Essen der Kinder zu bekommen. Seit einem Jahr wird nun in fünf Schichten gegessen, die Kinder haben weiterhin nicht genügend Zeit, um ruhig zu essen. Björn Sackniess (stellv. GEV-Vorsitzender): „Weiterhin kommt es oft vor, dass die Kinder ihre Mahlzeiten nicht zu Ende essen können und so summa summarum auch viel Essen weggeschmissen werden muss.“

Um wenigstens noch etwas Zeit zum Essen zu gewinnen, hat sich die Schule nun entschlossen einen neuen Caterer zu suchen. Die „Essensausgabe“ soll durch eine Art von Büffetsystem ersetzt werden, um so einen Zeitgewinn für die Kinder zu haben. Sackniess: „Auch ist unsere Schule ja noch nicht voll belegt, es sollen im nächsten Schuljahr noch zwei weitere Klassen mit „ins System“ kommen, das wären dann nochmal ca. 52 Esser mehr, und an die müssen wir schon mal jetzt denken.“

Aber das Problem von MEB und fehlenden Essplätzen ist auch von Anfang an von der AG Grundschule des LEA thematisiert worden. Oliver Görs (AG Grundschule des LEA Berlin): „Wir hatten die SenBJW und SenFin frühzeitig darauf aufmerksam gemacht, das es hier ein Problem geben wird und das es nicht sein kann, dass die Schulen vor Ort erst die Segnungen eines MEB bekommen und dann mit Folgeproblemen allein gelassen werden und selber sehen, wie sie damit zurechtkommen. Auch ist es ja nicht nur an einer Schule so, sondern die meisten der Schulen mit MEB-Standorten haben genau die gleichen Probleme. Das hätte bedacht werden können, bzw. zwischenzeitlich besser geplant werden können.“

Die MEB werden weiter so gebaut, wie sie von Anfang an geplant waren, zukünftig auch an Oberschulen. Auch wenn es immer wieder heißt, für Essen und Hort seien die Bezirke zuständig, hilft dieses nicht, denn wer von den Bezirken hat denn das nötige Kleingeld, um die nötigen Essplätze einzuplanen. Görs: „Wir reden im Bundeselternrat immer wieder über das Essen an der Ganztagsschule, jetzt haben wir ein Essen mit bio- oder hohem Regionalanteil, sind qualitativ also auf einem guten Weg in Berlin, nur dass das Essen von den Schülern in Berlin hinuntergeschlungen werden muss, weil sie in Taktzeiten essen müssen. Ist es am Ende also auch nur Fast-Food?“.

Oliver Görs
stellv. Vorsitzender des Ausschusses Grundschule im Bundeselternrat und AG Grundschule des LEA Berlin