Achard-Eltern: „Es lohnt sich, Pläne der Verantwortlichen zu hinterfragen“

Protest wirkt: Die Eltern der Carl- Achard-Grundschule freuen sich, dass sich der Einsatz für den Erhalt des Schulhauses in Kaulsdorf gelohnt hat. Das historische Gebäude wird nicht abgerissen, sondern saniert. Der nervenaufreibende Shuttlebetrieb in das kilometer entfernte Ausweichquartier kann schon zum Beginn des nächsten Schuljahres beendet werden.

Überglücklich bilanziert Elternvertreterin Juliane Kleinfelder: „Wir sind immer „am Ball“ geblieben, und das hat sich ausgezahlt. Unser Fazit zum heutigen Tag ist, dass es sich lohnt, die Pläne der Verantwortlichen zu hinterfragen.“

Liebe Berliner Eltern und LeserInnen,

ich möchte Ihnen als Elternteil und GEV-Vorsitzende der Franz-Carl-Achard-Grundschule eine Rückmeldung zum Thema Schließung unserer Schule in Berlin-Kaulsdorf geben.
Die Schließung der Schule zwei Tage nach Beginn des neuen Schuljahrs war im Adventskalender 2015 geschildert worden. Andere Medien berichteten hierzu über den „ teuersten Schulweg“ der Stadt.

Die Planung des Bezirksamtes /Bezirksbürgermeisters Herrn Komoß ging noch bis Ende Dezember 2015 von einem Abriss des historischen Schulgebäudes ab Januar 2016 aus. Das Bestandsgebäude sei marode und einsturzgefährdet und mit vertretbarem Aufwand nicht mehr zu retten, hieß es. Durch einen modularen Ergänzungsbau (MEB) sollte der Standort Ende 2017 wieder eröffnet werden. Dies sei  laut einer Wirtschaftlichkeitsbetrachtung im Auftrag des Bezirksamts die einzige und quasi alternativlose Möglichkeit, den Schulstandort schnellst möglich wieder zu eröffnen. Die täglich stressige und nervende Fahrerei mit Reisebussen sollte für die 360 Kinder demzufolge noch bis zum 01.01.2018 so bleiben.

Dachboden klein

Zweifeln aus der Eltern- und Bürgerschaft sowie von namhaften Kaulsdorfer Ingenieurbüros wurde stets damit begegnet, dies sei der einzig gangbare und schnellste Weg, eine rasche Wiederbeschulung der Kinder in Kaulsdorf zu erreichen. Den oppositionellen Parteien im Bezirksparlament sowie Bürgerinnen und Bürgern wurde – trotz wiederholter Anfragen nach IfG – keine bzw. keine vollständige oder nur verzögerte Akteneinsicht gewährt.
Aufgrund der zahlreichen Ungereimtheiten und Widersprüche in den Darstellungen des Bezirksamts sprach sich bei einer Elternbefragung im Dezember 2015 eine große Mehrheit der befragten Eltern  für eine sofortige Wiederbeschulung in Kaulsdorf und  für den Erhalt statt vorschnellen Abrisses des historischen Schulgebäudes aus.

Bei einer Aktion des Heimatvereins Marzahn-Hellersdorf zusammen mit der Bürgerinitiative „Sei keine Birne“ unterschrieben innerhalb von nur vier Wochen über 5.000 Kaulsdorfer Bürgerinnen und Bürger für diese beiden Forderungen.

Im Januar kam es zu einer Kehrtwende: Das abschließende Gutachten des Prüfingenieurs für Standsicherheit VPI Massivbau, Herrn Dipl.-Ing. Ulrich Leppin, Potsdam, ist am 22.12.2015 beim Bezirksamt Marzahn-Hellersdorf von Berlin eingetroffen und hatte folgendes zum Inhalt:
Das Hauptgebäude kann mit vergleichsweise überschaubarem Sanierungsaufwand wieder in Betrieb genommen werden. Es muss offenbar lediglich ein Balken im Nordflügel ausgetauscht werden, daneben sind diverse überschaubare Sanierungsarbeiten vorzunehmen wie Abstützungen bzw. die Sicherung der Fluchtwege, z.B. durch Verkofferung. Die notwendigen Instandsetzungsarbeiten würden voraussichtlich 2 bis 3 Monate in Anspruch nehmen und wahrscheinlich finanziell nur mit einem Bruchteil allein der kalkulierten Abrisskosten zu Buche schlagen.

Dachbalken

Am 12.1.16 wurde im Rahmen der Jahrespressekonferenz vom Bezirksbürgermeister Staphan Komoß (SPD) das Ende der Abrisspläne offiziell verkündet. Die Auftragsvergabe für den bereits ausgeschriebenen und submittierten Abriss wird ausgesetzt. Gegenüber den Eltern und der Öffentlichkeit wird die Wiederinstandsetzung des Schulgebäudes und die Wiederaufnahme des Schulbetriebs in Kaulsdorf voraussichtlich ab dem Schuljahr 2016/2017 sowie eine umfassendere Sanierung des historischen Gebäudes ab 2019 in Aussicht gestellt.

Für uns Eltern, aber auch für die Bürgerinnen und Bürger und den Heimatverein Marzahn-Hellersdorf, die uns unterstützt haben, ist das ein großer Erfolg. Wir sind immer „am Ball“ geblieben, und das hat sich ausgezahlt.

Unser Fazit zum heutigen Tag ist, dass es sich lohnt, die Pläne der Verantwortlichen zu hinterfragen. Und sich − auch wenn es Mühe macht − mit den verantwortlichen Stellen in Verwaltung und Politik auseinanderzusetzen, immer wieder an den richtigen Stellen aufzutauchen und kritisch zu bleiben sowie Ansichten der Verantwortlichen öffentlich in Frage zu stellen und offenkundig widersprüchliche Argumentationen zu widerlegen.
Wir werden weiterhin mit großem Engagement das Handeln der Verantwortlichen begleiten um sicherzustellen, dass Versprechungen, die uns jetzt gemacht wurden, gehalten werden, damit am Ende wirklich das Umgesetzt wird, was uns zugesichert wurde.

Danke an alle Unterstützer und die zugewandten Menschen, die im Hintergrund mitgewirkt haben!!! Also auch an den Bezirkselternausschuss von Steglitz-Zehlendorf, der das Thema in seinen Adventskalender aufgenommen hat !

Mit freundlichen Grüßen
Juliane Kleinfelder
GEV-Vorsitzende der Franz-Carl-Achard-Grundschule